Streuobstwissen – Pflege

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Streuobstwissen - Pflege

Die Pflege von Streuobstwiesen ist wichtig, um ihre Gesundheit und Produktivität zu erhalten. Hierbei gibt es einige Dinge, die beachtet werden müssen. Hier werden schwerpunktmäßig sechs allgemein wichtige Aspekte der Pflege von Streuobstwiesen aufgegriffen. Für detaillierte Informationen oder Nachfragen sollten Sie sich an einen ausgebildeten Baumwart in Ihrer Nähe wenden.

1. Werkzeuge

Vor dem Baumschnitt ist das richtige Werkzeug entscheidend. Hierzu kommen hauptsächlich folgende Werkzeuge zum Einsatz:
  • Astschere: wichtigstes Schnittwerkzeug, das die Pflege und den Schnitt erleichert. Beim kauf eine hochwertigen Astschere sollte nicht gespart werden.
  • Baumschere mit langen Holmen: kommt vor allem bei Gehölzen mit stacheligen Ästen und dornigen zweigen zum Einsaz
  • Messer: vor allem scharfe Messer mit leicht geschwungener Endklinge erleichtern das präzise Abschneiden weicher Triebe und dünner Äste
  • Sägen: bei dickeren Ästen  kommt eine Säge (Bügelsäge) zum Einsatz um die notwendige Kraft aufzubringen

2. Baumschnitt

Zunächst einmal ist es ratsam, den richtigen Zeitpunkt für den Baumschnitt zu wählen. In der Regel erfolgt der Baumschnitt im späten Winter oder frühen Frühling, wenn die Bäume in der Winterruhe sind und noch keine neuen Triebe gebildet haben. Dies variiert jedoch je nach Obstbaumsorte und regionalen Bedingungen. Beim Baumschnitt ist es wichtig, die richtige Schnitttechnik anzuwenden. Es gibt verschiedene Arten des Baumschnitts, die je nach Zielsetzung angewendet werden können. Der Erhaltungsschnitt dient dazu, die Form des Baums zu erhalten und abgestorbene oder beschädigte Äste zu entfernen. Beim Auslichtungsschnitt werden überzählige Äste entfernt, um Licht und Luft in das Bauminnere zu bringen. Der Verjüngungsschnitt wird angewendet, um ältere Bäume zu verjüngen und die Fruchtproduktion anzuregen.

Beim Schneiden der Äste ist es wichtig, saubere und scharfe Werkzeuge (s. oben) zu verwenden, um eine gute Schnittqualität zu gewährleisten und das Risiko von Verletzungen an den Bäumen zu minimieren. Entfernte Äste immer in einem Winkel, der die Heilung begünstigt und die Bildung von Wasserschossern reduziert. Achte darauf, dass der Schnitt nahe am Astkragen erfolgt, ohne diesen zu beschädigen. Es ist auch ratsam, nicht mehr als ein Drittel der Gesamtmasse des Baumes in einem einzigen Jahr zu entfernen, um die Bäume nicht zu überlasten. Hingegen kann ein zu radikaler Schnitt zu einer verminderten Fruchtbildung und einer Schwächung des Baumes führen. Während des Baumschnitts sollte auf Anzeichen von Schädlingen oder Krankheiten geachtet werden. Entferne befallene Äste und Zweige, um die Ausbreitung von Krankheiten einzudämmen. Das übergeordnete Ziel von Baumschnitten besteht darin, Obstgehölze vital, fruchtbetont und förmig zu halten.

3. Mulchen und Düngen

Der beste Zeitpunkt zum Mulchen ist im Frühjahr, nachdem der Boden aufgetaut ist und bevor das Unkraut zu wachsen beginnt. Das Mulchen im Herbst kann auch helfen, den Boden vor Frostschäden zu schützen. Um richtig zu mulchen, entferne zunächst das Unkraut und lockere den Boden leicht auf. Verteile dann eine Schicht Mulchmaterial mit einer Dicke von etwa 5-10 cm um die Obstbäume herum. Achte darauf, dass der Mulch nicht direkt den Baumstamm berührt, um Feuchtigkeitsstau und Fäulnis zu vermeiden. Der Mulch sollte den Wurzelbereich der Bäume abdecken, um Unkrautwuchs zu unterdrücken, die Bodenfeuchtigkeit zu erhalten und die Bodenstruktur zu verbessern. 

Beim Düngen von Streuobstwiesen ist es wichtig, den Nährstoffbedarf der Bäume zu berücksichtigen. Eine Bodenanalyse kann helfen, den aktuellen Nährstoffgehalt und möglichen Mangel festzustellen. Generell ist eine organische Düngung zu empfehlen, da sie langsam freisetzende Nährstoffe liefert und den Boden langfristig verbessert. Der beste Zeitpunkt zum Düngen von Streuobstwiesen ist im Frühjahr, vor dem Austrieb der Bäume. Verwende organische Düngemittel wie Kompost, gut verrotteten Mist oder spezielle Obstbaumdünger. Verteile den Dünger gleichmäßig um den Wurzelbereich der Bäume und arbeite ihn leicht in den Boden ein. Achte darauf, die Düngermenge gemäß den Anweisungen des Herstellers oder den Empfehlungen eines Fachmanns zu dosieren, um eine Überdüngung zu vermeiden. Es ist auch wichtig, während der Vegetationsperiode regelmäßig auf die Bedürfnisse der Bäume zu achten. Wenn Anzeichen von Nährstoffmangel auftreten, wie z.B. gelbe Blätter oder schlechtes Wachstum, kann eine zusätzliche Düngung erforderlich sein. Es ist jedoch wichtig, eine übermäßige Düngung zu vermeiden, da dies zu einer übermäßigen Vegetation und einer verringerten Fruchtbildung führen kann. Generell gilt, dass eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Boden die Grundlage für eine erfolgreiche Streuobstpflege sind. Achte auf die Bedürfnisse der Bäume, beobachte den Zustand des Bodens und wende Mulchen und Düngen entsprechend an, um optimale Wachstumsbedingungen zu schaffen.

4. Bewässerung

Bei der Bewässerung von Streuobstwiesen gibt es einige wichtige Punkte zu beachten. Zunächst ist es wichtig, den Wasserbedarf der einzelnen Obstbaumsorten zu kennen. Unterschiedliche Sorten haben unterschiedliche Wasserbedürfnisse, und auch das Alter der Bäume spielt eine Rolle. Generell benötigen junge Bäume mehr Wasser als reife Bäume. Informiere dich also über die spezifischen Wasserbedürfnisse der Obstsorten auf deiner Streuobstwiese und passe deine Bewässerung entsprechend an. Eine effektive Bewässerung sollte eine Tiefenbewässerung ermöglichen, um das Wurzelsystem der Obstbäume zu erreichen. Dadurch können die Wurzeln tiefer in den Boden eindringen und besser an Wasser gelangen. Eine oberflächliche Bewässerung hingegen führt oft zu flachen Wurzeln und einer geringeren Aufnahme von Wasser. Gieße das Wasser also langsam und gründlich, sodass es tief in den Boden eindringen kann. Der beste Zeitpunkt für die Bewässerung ist in den frühen Morgenstunden. Zu dieser Zeit hat der Boden genügend Zeit, das Wasser aufzunehmen, bevor die Sonne stark scheint und hohe Verdunstungsraten auftreten. Bewässerung am Abend kann dazu führen, dass die Blätter über Nacht feucht bleiben, was das Risiko von Pilzkrankheiten erhöht. Die Qualität des Bewässerungswassers ist ebenfalls wichtig. Verwende bevorzugt sauberes Wasser, das nicht mit schädlichen Chemikalien oder Schadstoffen kontaminiert ist. Überprüfe auch das Bewässerungssystem selbst, um sicherzustellen, dass es keine Verunreinigungen oder Verstopfungen aufweist, die zu Schäden an den Bäumen führen könnten. Es ist wichtig, die Bewässerung bedarfsgerecht durchzuführen und Überbewässerung zu vermeiden. Übermäßiges Bewässern kann zu Wurzelfäule und anderen Problemen führen. Beobachte regelmäßig die Bodenfeuchtigkeit, indem du den Boden mit deinen Fingern überprüfst oder Feuchtigkeitssensoren verwendest. Bewässere die Streuobstwiese nur dann, wenn der Boden tatsächlich trocken ist und die Bäume Wasser benötigen.

Indem du diese Richtlinien befolgst, kannst du sicherstellen, dass deine Streuobstwiese ausreichend bewässert wird, um gesunde Obstbäume und eine gute Ernte zu fördern. Eine angemessene Bewässerung trägt zur Gesundheit der Bäume bei und ermöglicht optimale Wachstumsbedingungen für die Streuobstwiese.

5. Schädlingsbekämpfung

Bei der Schädlingsbekämpfung in Streuobstwiesen spielen umweltfreundliche und nachhaltige Methoden eine entscheidende Rolle. Es ist wichtig, den Einsatz chemischer Pestizide auf ein Minimum zu beschränken, um die ökologische Gesundheit der Streuobstwiese zu schützen. Stattdessen sollten alternative Ansätze bevorzugt werden, um die Schädlingspopulationen zu kontrollieren. Eine effektive Methode besteht darin, die natürlichen Feinde der Schädlinge zu fördern. Indem man Lebensräume schafft, die für Vögel, Marienkäfer, Florfliegen und andere nützliche Insekten attraktiv sind, kann deren Anwesenheit in der Streuobstwiese erhöht werden. Diese natürlichen Feinde ernähren sich von Schädlingen und tragen so dazu bei, ihre Populationen zu reduzieren. Ebenso ist bei der Auswahl der Anbausorten auf einen möglichst großes Spektrum zu achten, um keine Monokulturen anzubauen . 

Ein weiterer Ansatz besteht darin auf die Widerstandsfähige Obstbaumsorten zu achten. Durch die Auswahl von Sorten, die natürlicherweise weniger anfällig für Schädlinge und Krankheiten sind, kann der Bedarf an Pestiziden deutlich verringert werden. Ein Obstbaumpfleger oder Experte kann dabei helfen, die richtigen Sorten für die spezifischen Bedingungen der Streuobstwiese auszuwählen.

Sollten natürliche Schädlinge nicht auf natürlichem Wege bekämpft werden können sollte erst in einem zweiten Schritt auf die biologische Schädlingsbekämpfung gesetzt werden. Dabei werden nützliche Insekten wie Raubmilben oder parasitäre Wespen gezielt eingesetzt, um Schädlinge zu bekämpfen. Diese nützlichen Insekten fressen die Schädlinge oder legen ihre Eier in ihnen ab, was zu ihrer Reduzierung führt. Der Einsatz von Nützlingen erfordert eine genaue Kenntnis der Schädlinge und der optimalen Zeitpunkte für ihre Freisetzung.

Vorbeugende Maßnahmen wie eine gute Bodenpflege, ausreichende Bewässerung und eine gesunde Baumstruktur sind ebenfalls wichtig, um die Widerstandsfähigkeit der Bäume gegenüber Schädlingen zu stärken. Ein gesunder Baum ist besser in der Lage, Schädlingsbefall abzuwehren.

6. Förderung der Biodiversität

Die Pflege von Streuobstwiesen spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Biodiversität. Streuobstwiesen bieten eine Vielzahl von Lebensräumen für verschiedene Tier- und Pflanzenarten und tragen somit zur Erhaltung und Steigerung der biologischen Arten- und Sortenvielfalt bei. Streuobstwiesen beherbergen eine Vielzahl von Insekten, Vögeln und Kleinsäugern. Die blühenden Obstbäume locken bestäubende Insekten wie Bienen, Schmetterlinge und andere Bestäuber an. Die Früchte der Bäume dienen vielen Vogelarten als Nahrungsquelle, während die Baumhöhlen Brutplätze für Höhlenbrüter bieten. Zusätzlich bieten Streuobstwiesen artenreiche Wiesen als Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Insektenarten. Die Vielfalt der Pflanzen in den Streuobstwiesen und umliegenden Wiesen schafft eine komplexe Nahrungsgrundlage für verschiedene Tierarten. Die Strukturvielfalt in Streuobstwiesen, wie Hecken, Feldgehölze und Gewässer, bietet zusätzlichen Lebensraum für viele Tierarten und dient als Wanderkorridore zwischen verschiedenen Lebensräumen. Die extensive Bewirtschaftung von Streuobstwiesen, mit minimalem Einsatz von chemischen Pestiziden und Düngemitteln, fördert die ökologische Gesundheit und die Vielfalt dieser Lebensräume. Durch die Pflege von Streuobstwiesen tragen wir zur Erhaltung wertvoller Lebensräume bei, schützen bedrohte Tier- und Pflanzenarten und fördern die Biodiversität in unserer Umgebung